Bedeutung des Harnstoffgehaltes
Der Harnstoff als „Abfallprodukt“ des Eiweißstoffwechsels lässt beim Wiederkäuer Rückschlüsse auf die Eiweiß- und Energieversorgung des Tieres zu. Aus diesem Grund hat der Harnstoffgehalt – auf das Einzeltier oder eine Tiergruppe bezogen – einen festen Stellenwert in der Fütterungsberatung. Ein hoher Harnstoffgehalt signalisiert einen Überschuss an abgebautem Futterprotein und einen Mangel an Energie für die Bildung von mikrobiellem Eiweiß im Pansen. In Verbindung mit sehr hohen Eiweißgehalten deutet er auf einen Protein- und Energieüberschuss hin.
Niedrige Harnstoffgehalte weisen auf eine unzureichende Protein- und Energieversorgung hin, wenn die Milcheiweißgehalte ebenfalls gering sind. Bei mittleren und hohen Eiweißgehalten zeigen Harnstoffwerte von <150 ppm einen Proteinmangel und Energieüberschuss an.
Im Zusammenspiel von Eiweiß- und Harnstoffgehalt werden 9 Harnstoffbewertungsklassen (HBK) gebildet, die die Rationszusammensetzung beurteilen und Mangelsituationen bzw. Überversorgungen in der Milchviehfütterung aufdecken.
HBK | Eiweißgehalt | Harnstoffgehalt | Verdacht auf |
1 | <3,3% | <150 ppm | Eiweiß- und Energiemangel |
2 | <3,3% | 150- 300 ppm | Energiemangel |
3 | <3,3% | >300 ppm | Eiweißüberschuss und Energiemangel |
4 | 3,3-4,0% | <150 ppm | Eiweißmangel |
5 | 3,3-4,0% | 150-300 ppm | Eiweiß und Energie ausgeglichen |
6 | 3,3-4,0% | >300 ppm | Eiweißüberschuss |
7 | >4,0% | <150 ppm | Eiweißmangel und Energieüberschuss |
8 | >4,0% | 150-300 ppm | Energieüberschuss |
9 | >4,0% | >300 ppm | Eiweiß- und Energieüberschuss |
Untersuchungsverfahren: Infrarotabsorption im Routineverfahren
Untersuchte Proben in 2023
Im Rahmen der Milch-Güteverordnung: rund 957.400 Proben
Im Rahmen der Milchleistungsprüfung: rund 4.587.300 Proben